Dienstag, 16. September 2014

Strohwitwe und Kind - ein Tag ohne Papa

Heute ist mein Mann auf einer Fortbildung. Gar nicht so weit weg, aber wahrscheinlich muss er dort übernachten. Ich habe darüber im Vorfeld nicht viel gegrübelt, sondern es als gegeben hingenommen. Sich vorher zu stressen macht ja keinen Sinn.
Allerdings habe ich ihn heute morgen schon vermisst. Nach einer unruhigen Nacht bin ich es, die sofort mit dem Kind aufstehen muss. Normalerweise haben wir Arbeitsteilung. Das heißt, ich übernehme die Nacht (wirklich zu 90%) und er macht sie morgens fertig. Kind wird wach, ich stille nochmal kurz, versuche sie mit Buch und Lampe abzulenken um in Ruhe wach werden zu können. Nö, da hab ich die Rechnung ohne mein Kind gemacht. Sie klettert munter auf mich drauf, lehnt den Kopf kurz an mich, um dann meine Haare zu entdecken. Schade! Ich erwähne kurz, dass wir allein sind. Als ich das Wort „Papa“ in den Mund nehme, dreht sich ihr Köpfchen automatisch erwartungsvoll zu Türe. Wird leider nix. Also muss ich ran. Ich versuche den Papa so gut es geht zu ersetzen. Das Blöde ist, sobald ich da bin, will die Laus getragen werden. In letzter Zeit kam sie schon ins Schlafzimmer gekrabbelt, wenn es ihr nach mir verlangte, heute konnte ich gar nicht aus ihrem Augenkreis raus. Nun ja.
Ihre erste Schlafrunde im Tuch habe ich für meine Fb Runde und das Schreiben genutzt. Und für die erste Runde vegane Mousse au Chocolat, die mein Mann mir vorausschauend gestern kredenzt hat.
Nach dem Schläfchen wandern wir erst mal zur Nachbarin, unserer wilden S. Nachdem die Laus Putzi, die Katze, ordentlich enthaart hat und sie ein Brötchen und ich ein Cappuccino abgestaubt haben, machen wir uns von dannen um uns in den Einkaufswahn zu stürzen. Ein Discounter hat Babysachen, da geht man immer einmal gucken. Nix spannendes eigentlich. Aber während ich stöbere, schreit jemand „Oh ist die süß!“ hinter mir. Ein Mädel, ich schätze so 11 Jahre alt scheint sich auf Anhieb in die Laus verliebt zu haben und will sie wohl am liebsten mitnehmen. Sie fragt ob sie sie küssen darf. Inzwischen weiß ich, dass das bei Menschen, die Muslime sind, üblich ist, kleine Babys zu küssen. (man darf mich an dieser Stelle gerne korrigieren!)Hat unsere Nachbarin kurz nach der Geburt mit der Laus auch gemacht. Da war sie aber noch ganz miniminimini.
Zuhause angekommen versuche ich die Spielsachen ganz grob montessorigerecht zu ordnen. So, dass das Kind dran kommt und damit es nicht mehr so unübersichtlich ist. Ich lege inzwischen mehr wert auf Holzspielsachen und möglichst mit natürlichen Klängen. Während ich koche, benutzen wir das erste Mal unseren Lernturm. Den hat der Papa auf meinen Wunsch hin gebaut. Es wird wie zur Zeit leider üblich, hauptsächlich dazu genutzt alles hinab zu werfen. Aber sie beginnt so langsam, Sachen nicht nur zu öffnen, sondern auch zu schließen. Das Mittagessen ist wie immer eine Sauerei. Wer BLW macht, muss da durch. Wenn ihre Begeisterung, alles runter zuwerfen, doch endlich etwas abnehmen könnte. Aber immerhin, sie isst etwas. Das war in letzter Zeit auch nicht selbstverständlich.
Wusstet ihr, dass es Babys gibt, die komplett windelfrei aufgezogen werden? Auch ich habe mich daran versucht. Aber ich versuche auf so viele Signale zu achten (unter anderem machen wir ja auch Babyzeichen), dass mir das auch noch zu viel wäre. Allerdings meldet sich mein Kind immer bei mir oder meinem Mann, wenn sie Verdauung hatte. Ich finde das ganz toll!
Ich stille sie und sie entdeckt meine Wimpern. Es ist wirklich putzig, wenn sie zwischendurch lachen muss. Da kann man das Stillen so richtig genießen. Nach ihren üblichen 3,5 Stunden wird sie müde und ich binde sie ins Tuch. Sie will offensichtlich nicht und zieht mir an den Haaren. Ich weiß es aber besser. Ich räume auf - nach 5 Minuten ist sie eingeschlafen. Zeit für die nächste Runde Schreiben, FB und Mousse au Chocolat. Der Papa hat zwischendurch nämlich angerufen, dass er heute Abend nicht nach Hause kommt und es auch morgen sehr spät wird.
Nach dem Schläfchen sind wir nochmal bei der Nachbarin. Ich will Kekse machen, aber unser Backofen ist alt und lässt eine Seite immer anbrennen. Ihr älterer Sohn ist inzwischen zu Hause und hat sich was eingefangen. Er möchte, dass die Laus mit ihm „Timmy das Schaf“ schaut. Ausnahmsweise willige ich ein, da die Plätzchen ja eh etwas brauchen. Außerdem scheint das ihn zu beruhigen. Er hat so geweint.
Falls es jemanden interessiert... ein absolut babytaugliches Rezept: 1 Banane, etwas Obstmus, ein wenig Margarine, Haferflocken o.ä. zu einer Masse kneten, in den Backofen bei 180 Grad ca. 20 Minuten. Fertig.
Nachdem die Plätzchen fertig sind, gehen wir rüber, etwas zusammen spielen. Dann Abendessen und anschließend will ich sie baden. Das liebt sie wirklich. Abendritual heute ohne Papa. Als das fertig ist, fängt sie plötzlich ganz herzzerreißend an zu weinen. Ich tröste sie und weine mit. Keine Ahnung warum, aber ich habe das Gefühl, es fiel ihr auf, dass der Papa fehlt.
Die Nacht war bis in die frühen Morgenstunden eigentlich ganz gut. Ich habe allerdings ziemliches Halsweh und grübele wie das Alleinerziehende machen. Grade die mit 24 h Baby. Ich bekomme davor einen Heidenrespekt! Abends nochmal aufstehen um den Haushalt zu machen oder Papierkram. Oh Gott!
Morgens vermisse ich meinen Mann wieder, da ich gleich mit der Laus hoch muss. Es stellt sich raus, dass alleine mit ihr duschen nicht möglich ist, da sie ständig den Duschvorhang wegzieht. Außerdem ist sie total anhänglich. Wenn wir alleine wären würde ich mir eine kleine Wohnung mit dem aller nötigsten holen. Die Waschmaschine müsste auch in der Nähe sein... nein, wisst ihr, ohne meinen Mann hätte ich nie ein Kind bekommen. Ich habe nur auf jemanden gewartet, der so zuverlässig ist und auch so ordentlich! Ich freue mich, wenn er nach Hause kommt. (Das hört sich total unromantisch an.. natürlich liebe ich ihn auch! Außerdem macht er total süße Kinder ;-))




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